Einen guten Rutsch?

  09.01.2025 Kolumnen, Uttwil , Salmsach, Romanshorn

Schon von klein auf hört man im Kontext der guten Neujahrswünsche den Zusatz «und einen guten Rutsch». Jeder kennt ihn und weiss in etwa, was er bedeutet, obwohl sich vermutlich die wenigsten über die Bedeutung Gedanken machen. So meint Wikipedia, dass es dazu alternative Erklärungsansätze gäbe, wie, dass die Phrase jiddischen Ursprungs sei oder das Verb «rutschen» von der Bedeutung «reisen» komme. Wie dem auch sei, so führt das Anwünschen immer wieder mal auch zu lustigen Situationen. So hörte ich einmal eine offensichtlich integrationswillige Chinesin einem Pärchen bereits in grosser Gesellschaft zurufen: «Und einen guten Lutsch!», was vermutlich aus unterschiedlichen Gründen zu diversem Gelächter führte. Es wird vielleicht auch in gewissen Berufszweigen aus Vorsichtsgründen besser auf diesen Zuspruch verzichtet, man denke da an Ärzte, Pflegepersonal, Schwebebahnmonteure, Bademeister und Hochseilakrobaten und Ähnliches. Auch bei Sportlern wie Bergsteiger, Velorennfahrer, Turmspringer, Schwebebalkenturner wäre aus Rücksicht vor möglichen Konsequenzen ein vorsichtiger Umgang mit dem Ausdruck angezeigt. Vielleicht sollte man in diesem Kontext sogar einen völligen Verzicht ins Auge fassen, sonst könnten bei Unfällen Rückschlüsse gemacht werden…

Man stelle sich nur vor, man hätte sich nach der Weihnachtsfeier mit genanntem Spruch verabschiedet und auf der Fahrt nach Hause rutscht das Auto aufgrund von Nieselregen die Strasse runter ohne Möglichkeiten der Einflussnahme – einfach dem Rutsch hilflos ausgeliefert! Dazu könnte man sich nicht einmal darauf berufen, dass man aber einen «guten» Rutsch gewünscht hätte, denn bei einer dreihundertmetrigen Rutschpartie kann man nicht mehr von einem «schlechten» Rutsch reden, auch wenn sich die Reise sicher nicht gelohnt hat…

Aber es zeigt einmal mehr, dass es sich lohnt, mit seinen Worten nicht nur bewusst, sondern auch gezielt umzugehen, damit man nicht gerade das erntet, was man verhindern wollte.

In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern für das 2025 eine gute Zeit, nur das Beste und «einen guten Halt»!

Daniel Frischknecht


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