Föwada?

  10.03.2022 Kolumnen, Romanshorn, Salmsach

Es ist eine politische Binsenwahrheit: Als Mitglied einer Exekutive hat man zwei Möglichkeiten des erfolgreichen Politisierens: Entweder metotöpis oder sitzt einer Kommission vor. Eine Söttige besteht üblicherweise – erstens: aus einem Unwissenden oder einer Unwissenden (Stadtrat*ätin und Vorsitz*ende), zweitens: aus einigen, die was zu sagen haben glauben − die Mitschnorrer − und drittens: aus Fachleuten, als Vertreter des derzeit gültigen Irrtums. Da viele Kommissionsmitglieder vor allem mitglieden, gilt als Erfolgsausweis jeder Kommission das Zutreffen des träfen Spruches von Wilhelm Busch: «Jedes Mitglied sei belehrt, wer gar nichts tut macht nichts verkehrt.» Also ist die Gretchenfrage an Stadtund andere Räte: toschöpisoderbischöpis?
Im «Seeblick», chlamereuf: mein Lieblingswochenblatt, da schnellgläseundübersuuwichtigschtimformiert chlamerezue, habe ich vor einiger Zeit gelesen, dass Romanshorn eine neue Energiekommission habe. Offenbar gabs auch eine alte, die wohl, wie der Name sagt, zu alt war, obwohl die doch vielleicht ganz gut zum Stadthaus gepasst hätte. Als politisch Mittelinteressierter interessierte es mich, aus berufenem Munde zu erfahren, ob es für so eine neue Energiekommission ein Pflichtenheft gebe. Des berufenen Mundes Antwort: nötirägt, es gehe darum alle Bleier (engl: Player) an einen Tisch zu bringen. Nun ja, leuchtet mir ein: den Tisch haben sie halt schon unzpflichteheftnöd.

Halb so schlimm, Hauptsache wir haben eine Energiekommission und erst noch eine neue. Und zudem: ohne Pflichtenheft ist alles offen, hätaufortail. Also, wenn zumbischbil ein Romanshorner am Ende seiner Kräfte ist und keine Energie mehr hat, wendet er sich mit seinem Anliegen schriftlich an die neue Energiekommission. Der Eingang desselbigen wird dann innerhalb zweier Wochen mit aposchd bestätigt, nach 6 Wochen kommt mit aposchd die Mitteilung, das Anliegen sei an die Kommissionspräsidentin weitergeleitet worden, nach nochmals 8 Wochen kommt mit aposchd die Orientierung, das Anliegen sei an die Mitglieder zur Stellungnahme gesendet worden und nach weiteren 9 Wochen kommt – nomolmitaposchd − die interessante Mitteilung: Dafür sei die Kommission nicht zuständig und Rechtsmittel zum Entscheid gäbe es auch keine. Und mit letzter Kraft keucht der energielose Burn-outler: Wendiätumechaibenuepflichteheftghaheted!

Peter Fratton
 


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