Aus den Ressorts
26.10.2023 Romanshorn: offizielle MitteilungenBeobachtungen aus über drei Jahrzehnten politischer Tätigkeit
Als ich im Jahr 1991 mein Amt in der Romanshorner Exekutive antrat, verzeichnete die Sozialhilfe jährlich Kosten um die 500'000 Franken. Individuelle Prämienverbilligungen (IPV) zur Abfederung der stetig steigenden Krankenkassenkosten existierten noch nicht.
Seither gab es Jahre mit Sozialhilfekosten von über 2 Millionen Franken. Die Prämienverbilligungen betragen jährlich rund 1,5 Millionen. Die Entwicklung ist auch für den gesamten Kanton Thurgau eindrücklich: von rund 10 Millionen pro Jahr anfangs der 90er-Jahre stiegen sie bis auf 40 Millionen, bevor sie wieder auf um die 30 Millionen Franken zurückgingen. Der wesentliche Grund für diese Entwicklung liegt in der Verstädterung unseres Kantons, weg vom Landkanton, hin zu einem Agglomerationskanton.
Mehr Kosten in urbaner Umgebung
Je städtischer eine Gemeinde, desto höher sind die Ausgaben pro Einwohnerin oder Einwohner in der Sozialhilfe zu erwarten. Dies hängt damit zusammen, dass Personengruppen mit höherem Armutsrisiko (etwa mit tiefer beruflicher Qualifikation, geringen Sprachkenntnissen, gesundheitlichen Problemen, Alleinerziehende etc.) in städtischen Gebieten massiv übervertreten sind. Dies ist unter anderem darum der Fall, weil hier die Anonymität höher, der Anteil an Mietwohnungen grösser und die Erschliessung mit öffentlichen Verkehrsmitteln besser ist. Ausserdem sind die öffentlichen Dienstleistungsangebote in den Bereichen Soziales und Gesundheit besser ausgebaut.
Im Thurgau zeigt sich dies darin, dass die drei grössten Gemeinden - Frauenfeld, Kreuzlingen, Arbon - rund 50 Prozent aller kantonalen Ausgaben der Sozialhilfe berappen. Auch Romanshorn trägt einen überproportionalen Anteil. Diese Zentrumslasten werden noch zu wenig anerkannt.
Einordnung im nationalen Vergleich
Nationale Statistiken erlauben eine gute Einordnung dieser Entwicklungen. So liegt der Kanton Thurgau mit durchschnittlichen Sozialhilfekosten von rund 100 Franken pro Einwohnerin oder Einwohner im unteren Drittel des Mittelwertes von rund 330 Franken, wogegen die Werte der Kantone bis zu 700 Franken hochgehen. Grössere Städte weisen Werte um 500 Franken aus. In Romanshorn waren es in den letzten Jahren 100 bis 200 Franken. Momentan steigen diese Ausgaben wieder. Für 2023 ist mit einem Wert von etwa 175 Franken zu rechnen.
Stadtrat
Peter Eberle
Ressort Soziales