«Was macht Ihr an Ostern?»

  13.04.2022 Kirchen, Romanshorn, Salmsach

Nun, einige feiern den Frühling, Ende der Pandemie, vier freie Tage, andere verstecken oder suchen Eier. Christen und Christinnen feiern die Auferstehung Jesu Christi. Es ist das wichtigste Fest im Kirchenjahr. Viele feiern auch alles zusammen.

Auf vor- oder nebenchristliche Ursprünge soll eine nicht näher bekannte Frühlingsgöttin namens Ostara hinweisen. Vielleicht hat der Name auch einfach mit Osten zu tun, wo die Sonne aufgeht. Da das Fest im 4. Jahrhundert auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gelegt wurde, variiert das Datum von Jahr zu Jahr.

Lebens- und Fruchtbarkeitssymbole
Viele Osterbräuche sind leider vergessen. Um einige wie das Osterwasser ist es schade, um andere nicht, wie das Ostereierwerfen. Geblieben sind die blühenden Zweige für das erwachende Leben, Eier und Hasen als Lebens- und Fruchtbarkeitssymbole.

Eier unterlagen wie Fleisch dem Fastengebot und waren an Ostern reichhaltig vorhanden, auch durch Kochen haltbarer gemacht. Mit Eiern wurde Pachtzins bezahlt und das Verschenken mit Naturfarben bemalter Eier ist tatsächlich ein alter Brauch. Die Eierfarben hatten wie vieles eine bestimmte und tiefe Bedeutung. Die Eier stehen für die Auferstehung ins Leben, fürs werdende Leben überhaupt. Leben, das verborgen im Ei ist, bricht mit einem kleinen Küken hervor. Deshalb sollte, meiner Meinung, dieses Wunder des Lebens auch für die Hühner und überhaupt Lebewesen ein lebenswertes Leben bedeuten.

Der Hase, obwohl auch ein altes (vor-)christliches Symbol, ist als Eierbringer noch nicht so alt. 1907 soll jemand den eierlegenden Hasen und das passende Verfahren mittels einer als Hase verkleideten Henne als Reichspatent angemeldet haben. Genanntes Ziel: Die Kinder zu täuschen. Von da ist es nicht mehr weit zum Nestbauen und Eierverstecken, und hoffentlich auch alle wiederzufinden.

Licht, das Dunkelheit erhellt
Die Unterbrechung des Alltags durch Feiertage ist zwar auch ein sehr alter Brauch, aber massenhaft möglichst weit Wegfahren ist ziemlich neu.
Christen und Christinnen, besonders katholische, begehen mehr oder weniger konsequent vor Ostern die Fastenzeit, die sich dieses Jahr ökumenisch und kritisch mit Fasten und dem eigenen Lebensstil, Klimagerechtigkeit und Energie beschäftigt hat.

Nach dem Palmsonntag und dem Hohen Donnerstag, der ans letzte Abendmahl erinnert, und Karfreitag, der Jesu Weg, Leiden und Tod gedenkt und alles Leid einschliesst, feiern sie in der Osternacht und am Ostermorgen mit der Auferstehung Jesu das neue Leben, das Licht, das die Dunkelheit erhellt. Die Lichtsymbolik ist eines der eindrücklichsten Zeichen überhaupt und führt in die frühe Christenheit und sogar davor zurück, und findet sich in vielen Kulturen. Vielerorts wird seit Jahrhunderten ein Osterfeuer entfacht, eine grosse Osterkerze entzündet und feierliche Gottesdienste findet statt. Die Weitergabe des Lichtes in der Feier ist ebenfalls ein altes, starkes und verbindendes Zeichen. Und natürlich wird die Osterbotschaft verkündet.

Das nur in der Osternacht gesungene Loblied der Osterkerze geht ins erste Jahrtausend zurück. Nach der Feier ist man gerne froh zusammen beim Eiertütschen oder Apéro, wo sich vielleicht auch der Brauch des Osterlachens wieder einschleicht. Gerne werden kleine Osterkerzen für zu Hause erworben, die auch auf den Pfarrämtern erhältlich sind.

* * *
Mit der Auferstehung Jesu Christi ist das Leben nicht einfach stärker als der Tod, sondern sogar stärker als ein furchtbarer Mord. Wer wünschte sich dies nicht für alle Morde und schrecklichen Kriege dieser Welt? Gerade jetzt an Ostern. Das wünsche ich mir, dass der Osterglaube immer noch zu Leben, Liebe und Solidarität befreit im Privaten, Kleinen und Grossen, auf den Schlachtfeldern, Verhandlungstischen, in den Kirchen, mit der Natur und die Zusage des Lebens für alle wachhält bis in Ewigkeit. «Frohe Ostern!»

Gaby Zimmermann
 


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