Romanshorn stellt Seewärme-Projekt ein
11.12.2025 Romanshorn: offizielle MitteilungenDer angestrebte Seewasser-Wärmeverbund Romanshorn wird in nächster Zeit nicht realisiert. Im Rahmen der Projektierungsarbeiten hat sich gezeigt, dass die Infrastrukturkosten zu hoch wären, um ihn wirtschaftlich betreiben zu können. Die Seewärmenutzung ist damit aber nicht endgültig vom Tisch.
Der Bodensee hätte in Romanshorn schon bald nachhaltige Heiz- und Kühlenergie liefern sollen. Im Juni 2024 hatte die Bevölkerung dem Projektierungskredit für einen Seewasser-Wärmeverbund mit grossem Mehr zugestimmt. Nun entschieden die Projektierungsgesellschaft Romatherm und der Romanshorner Stadtrat, dieses Seewärmeprojekt einzustellen. Der Grund ist, dass der Seewasser-Wärmeverbund Romanshorn derzeit nicht wirtschaftlich betrieben werden kann.
Am Markt bestehen«Dieses Ergebnis haben wir uns definitiv nicht gewünscht. Es war aber von Anfang an klar, dass die Projektierung auch ein unbefriedigendes Resultat ergeben kann», sagt der Romanshorner Stadtpräsident Roger Martin. Das Planerteam habe sich intensiv mit verschiedenen Möglichkeiten auseinandergesetzt. So seien sowohl ein Kaltwasser- als auch ein Warmwassernetz und sogar eine hybride Variante geprüft und kalkuliert worden. Das Ergebnis sei leider immer dasselbe gewesen: Die Energielieferungen wären im Vergleich zu alternativen Energielösungen derzeit schlicht zu teuer. «Die Nutzung von Seewärme ist aus Umweltperspektive genial. Aber auch nachhaltige Energielösungen müssen am Markt bestehen, sonst werden sie nicht nachgefragt. Und ohne eine gewisse Nachfrage lässt sich ein Seewasser-Wärmeverbund leider nicht wirtschaftlich betreiben», erklärt Roger Martin.
Teure Infrastruktur nötig
In Romanshorn seien zwar gewisse Voraussetzungen für einen Seewasser-Wärmeverbund gegeben. Allerdings weise das Stadtgebiet auch einige Herausforderungen auf, sagt Roger Martin. So verfüge Romanshorn über keine konstante Abwärmequelle, wie beispielsweise eine Kehrichtverbrennungsanlage, dank der ein Wärmenetz günstiger betrieben werden könnte. Sowohl die zu geringe erwartete Wärmebezugsdichte, die zögerlich eingegangenen verbindlichen Kundenzusagen als auch das ohnehin weit verzweigte Leitungsnetz führten zu höheren Kosten pro verlegtem Leitungsmeter. Das Leitungsnetz gehöre denn auch zu den grossen Kostentreibern eines Seewasser-Wärmenetzes.
Erkenntnisse nutzen
Roger Martin sagt, dass ein Projektierungskredit für eine erweiterte Machbarkeitsstudie immer auch ein Risiko beinhalte. Vom Kostendach von zwei Millionen Franken sei im Rahmen der Projektierungsarbeiten deutlich weniger Geld ausgegeben worden. Es werde nun ein Schlussbericht mit einer Abrechnung erstellt, der aber nicht vor Ende Januar zu erwarten sei. Martin betont aber auch: «Wir beenden nur dieses Projekt, aber es ist klar, dass Seewasser aus dem Bodensee für Kühl- und Wärmezwecke ein Thema bleiben wird.»
Wenn sich die Rahmenbedingungen ändern sollten – beispielsweise im Zuge des technologischen Fortschritts –, könnten die erarbeiteten Grundlagen und Erkenntnisse genutzt werden, ist Romatherm-Geschäftsführer Nikos Karathanasis überzeugt. Darüber hinaus sei auch denkbar, dass ein externer Investor die Idee eines Seewasser-Wärmeverbunds aufnehme und die Stadt Romanshorn die gewonnenen Erkenntnisse veräussern könne. Man halte Augen und Ohren offen, um Chancen zu ergreifen.
Regiotherm bleibt weiter engagiert
Die Romatherm AG wurde als Projektierungsgesellschaft für das Seewasserwärme-Projekt gegründet und steht vollständig unter Kontrolle der Stadt Romanshorn. Mit Beendigung des Projekts konzentriert sich die Regiotherm AG als Muttergesellschaft von Romatherm und führende regionale Wärmedienstleisterin auf ihre Kernkompetenzen: die Entwicklung und den Betrieb nachhaltiger Wärmelösungen für die Region. Die Regiotherm AG bleibt damit ein tragender Pfeiler der regionalen Energieversorgung. Als zuverlässige Partnerin nutzt sie ihr langjähriges Know-how und ihre technische Expertise, um nachhaltige Energielösungen kontinuierlich weiterzuentwickeln – ein Angebot, das weit über das nicht realisierte Seewasserprojekt hinausgeht.