Auf ein Wort
26.09.2024 Romanshorn: offizielle MitteilungenEin Fokus des Stadtrats liegt neben dem Tagesgeschäft immer auf der langfristigen Entwicklung Romanshorns. Nicht nur Überlegungen für die nächsten Jahre, sondern Szenarien, die erst in zehn, dreissig oder fünfzig Jahren eintreten könnten, stehen im Raum. Denn Fehlentscheidungen von heute sind die Probleme von morgen. Ein zentrales Thema: klimatische Veränderungen der Zukunft.
Die Hafenstadt von 2050 im Blick
Laut aktuellen Prognosen leben im Jahr 2050 rund 15'000 Menschen in Romanshorn. Gleichzeitig könnte sich das Klima um durchschnittlich 3 Grad erwärmen.
Städte als sogenannte Hitzeinseln wären besonders betroffen. Wenn das eintritt, hätte Berlin ein Klima wie heute Madrid. Zudem rechnen Experten mit häufigeren Extremwetterlagen wie Dürren und Starkregen. Natürlich bleiben Prognosen nur Vermutungen, niemand weiss heute genau, was morgen kommt.
Verantwortung heute wahrnehmen
Aber können wir es uns als Stadtregierung leisten, künftige Generationen diesem Risiko unvorbereitet auszusetzen? Nein. Zwar wird die aktuelle Exekutive wohl nicht mehr im Amt sein, um die eine oder andere Suppe auszulöffeln. Aber als heute verantwortliche Behörde, die sich einer nachhaltigen Entwicklung verpflichtet sieht, werden und wollen wir nicht untätig bleiben.
Selbstverständlich ist es nun nicht der Plan, in einen Klima-Aktionismus zu verfallen. Aber wir können alle Vorhaben so gestalten und planen, dass sie helfen, die möglichen künftigen klimatischen Herausforderungen besser zu meistern.
Gut für das Klima und die Lebensqualität
Die Stadt grüner zu gestalten ist nicht nur klimapolitisch sinnvoll. Bäume und Pflanzen verbessern auch die Lebensqualität. Die 150 Jahre alte Friedhofallee zeigt beispielhaft, welchen positiven Einfluss weitsichtige Projekte auf kommende Generationen haben. Sie wird im Buch "Alleen der Schweiz" als europaweit einzigartig gewürdigt. Man darf wohl annehmen, dass der altehrwürdige Verein "Eintracht" die Allee damals nicht aus Klimaschutzgründen angelegt hat.
Romanshorn geht konzeptionell vor
Begrünung kann also auch einfach nur schön sein. Und doch haben innerstädtische Grünflächen einen nachgewiesen positiven Effekt auf die Luftqualität und das Stadtklima. Auch die beobachtbaren Phasen zunehmenden Starkregens gilt es mit weniger versiegelter Fläche entgegenzuwirken und dem Konzept der "Schwammstadt", also mit Flächen, die Regen aufnehmen und speichern können, mehr Raum zu geben. Weil so die Kanalisation entlastet wird, bringt dies auch grosse finanzielle Vorteile.
Doch Vorsicht bei der Bepflanzung: Die Artenvielfalt trotz steigender Temperaturen zu erhalten, erfordert eine standort- und funktionsgerechte Pflanzenauswahl. Dafür wird das Grün- und Freiraumkonzept der Stadt sorgen.
Wie wir alle gewinnen können
Bereits heute gehören verschiedene Massnahmen ins Repertoire der Stadt. Beispielsweise die Begrünung von Dächern und Fassaden, das Pflanzen von Bäumen und Stauden an Strassen, die Erhaltung und Pflege von bereits bestehendem Stadtgrün oder das Entsiegeln von Flächen. Bei Neugestaltungen von Strassen, wie eine aktuell an der unteren Bahnhofstrasse vorgesehen ist, wird dem im Rahmen von sogenannten Betriebs- und Gestaltungskonzepten (BGKs) Rechnung getragen.
Ziel ist, dass nebst Verkehrsberuhigungen, der Förderung der Verkehrssicherheit und einer ansehnlicheren Gestaltung immer auch das Stadtklima gewinnt. Denn damit gewinnen wir alle.
Ihr,
Roger Martin