Bistrogespräch über Krieg und Frieden
05.11.2024 Kirchen, RomanshornZum Thema «Die Glaubwürdigkeit des Westens und seine Rolle in der globalen Welt» wurde im Johannestreff in Romanshorn diskutiert.
Am Donnerstag, 31. Oktober, begrüssten Pfarrerin Martina Brendler von der evangelischen Kirchgemeinde und die Gemeindeleiterin Anne Zorell Gross von der katholischen Pfarrei in Romanshorn drei Theologen zu Impulsreferaten und zu Diskussionen.
Die Verteidigung der USA und Europas gegen Angriffe aus dem Osten
Klaus Beckmann, Militärseelsorger und Pfarrer, erzählte von seinen Einsätzen bei der Bundeswehr in Afghanistan und in im afrikanischen Mali. Während neun Jahren betreute er als Militärseelsorger Soldaten der deutschen Bundeswehr in Kabul und in Afrika bei ihren Auslandeinsätzen. Die Nato und die Bundeswehr haben sich zwanzig Jahre lang in Afghanistan mit ihren Truppen engagiert, um die Taliban zurückzudrängen und mussten am Ende doch unverrichteter Dinge heimkehren.
Nach wie vor seien die Nato-Staaten in Europa auf die starke militärische Unterstützung der Luft- und Bodentruppen aus den USA angewiesen.
Die Bundeswehr benötige dringend grössere finanzielle Mittel, um die eigene Armee besser und stärker auszurüsten.
Durch die Invasion der russischen Streitkräfte in der Ukraine werde der Westen durch eine Verbindung von Russland, China, Nordkorea, Iran und teilweise Türkei zunehmend bedroht.
Trotz vieler diplomatischer Bemühungen durch Diplomaten, Bundesrat und der Uno in New York, um den Konflikt bald zu beenden, müssten die westlichen Staaten ihre militärische Stärke zeigen und aufrüsten. Verhandlungen allein genügten nicht, auch wenn das aus christlicher Sicht empfohlen werde.
Wechselhafte Politik, ungleiche Wirtschaftsleistung
Thomas Schaffner hat als Geschichtslehrer, Journalist und Theologe einen weiten Geist. Den brauche es, um den Nahostkonflikt auch nur annähernd zu durchschauen. Er zitierte einige Berichte von Redaktoren der «NZZ am Sonntag», die kürzlich publiziert wurden.
In diesen Berichten sei viel über die steigenden Goldpreise und steigende Zinsen bei Wertpapieren geschrieben worden. Die Zentralbanken von China und Russland hätten viel Geld zum Ankauf von Goldbarren zur eigenen Stärkung ausgegeben. Das Brics-Staatenbündnis (Brasilien, Russland, China, Indien) will unabhängiger vom Westen werden und eine neue Währung schaffen. Diese sollte ein Gegengewicht zum US-Dollar werden.
Die Staatsverschuldung der USA sei an der Obergrenze angelangt und werde nach den Neuwahlen je nach Ausgang (Donald Trump oder Kamala Harris) um weitere Tausende Milliarden steigen.
Ein weiteres Thema: Warum sind einige Staaten des globalen Südens zornig auf ihre ehemaligen Kolonialmächte? Etliche Staaten fordern enorme Summen von Grossbritannien oder Frankreich, die niemand bezahlen kann.
Dagegen würden heute chinesische Firmen Strassen, Eisenbahnlinien und Hafenanlagen in Afrika bauen, um diese Länder wirtschaftlich zu beherrschen.
Brisantes Thema kurz gestreift
Das Thema «Krise im Nahen Osten», mit Überfall auf Israel und die Verteidigung durch die Politik und das Militär in Israel, wurde aus zeitlichen Gründen nur kurz besprochen. Es bestehe da die Gefahr, dass ein grösserer Flächenbrand daraus entstehen könne. Auch hier würden auf allen Seiten vermehrt Waffen eingesetzt, die unsägliches Leid in den betreffenden Ländern schaffen.
Pfarrer Thomas Bachofner aus Warth TG leitete zum Abschluss die Diskussionsrunde zwischen den Besuchern und den beiden Referenten.
Über Fragen von einzelnen Besuchern an die Referenten bezüglich christlicher Verantwortung zur Beendigung von Kriegen und der Selbstverteidigung bedrohter Staaten könnte man stundenlang weiterdiskutieren.
Andreas von Bergen