Lernatelier Berufsbildung

  03.11.2022 Romanshorn: offizielle Mitteilungen

für anerkannte Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene, die eine Berufslehre (EBA oder EFZ) absolvieren. Javid Muradi, seit wann sind Sie in der Schweiz?
Ich bin seit 2015 in der Schweiz. Ich bin als 17-Jähriger alleine über den Iran, die Türkei und durch Griechenland in die Schweiz gereist. Ich habe die ersten Jahre in einer Unterkunft des Kantons gelebt und wohne jetzt in einer Wohngemeinschaft.

Wie haben Sie Ihre Lehrstelle gefunden?
Nach einem ersten Deutsch-Integrationskurs habe ich mit Unterstützung meiner Integrationscoachin von der Fachstelle Integration des Kantons Thurgau die Berufswahl gestartet. Ich konnte an verschiedenen Orten schnuppern und ein Praktikum als Plattenleger absolvieren. Das hat mir sehr gut gefallen und ich konnte die zweijährige berufliche Grundbildung (EBA) abschliessen. Jetzt habe ich die Möglichkeit, das 3. Lehrjahr zu machen und so den vollwertigen EFZ-Abschluss zu erlangen.

Welche Unterstützung erfahren Sie durch Ihren Arbeitgeber?
Zu Beginn waren meine Sprachkenntnisse noch nicht so gut, es waren darum mehr Erklärungen notwendig. Es ist wichtig, gut zuzuhören, nachzufragen, verlässlich zu sein und Einsatz zu zeigen. Mit den Mitarbeitenden auf der Baustelle habe ich keine Probleme. Meine Grundeinstellung ist, Menschen mit Respekt zu begegnen, dann erhalte ich auch Respekt.

Was bringt Ihnen der Besuch des Lernateliers konkret?
Ich kann mein Deutsch verbessern und hier Aufgaben machen, die ich nicht alleine zu Hause erledigen kann. Ich kann viele Fragen stellen und auch einmal einen Brief mitbringen, den ich nicht verstehe.

Welche Themen bringen Sie ins Lernatelier mit?
In erster Linie benötige ich Erklärungen beim Fach Allgemeinbildung und Mathematik. Berufskunde kann ich gut selber lernen. In der Schule geht es schnell vorwärts, da ist das Sprachverständnis manchmal schwierig. Die Lehrkräfte nehmen aber Rücksicht; es besteht die Möglichkeit, immer wieder nachzufragen.

Philipp Gross, Sie sind verantwortlich für das Team der Mentorinnen und Mentoren. Was ist Ihre Aufgabe?
Ich koordiniere das Mentorenteam. Pro drei Lernende ist eine Betreuungsperson vorgesehen. Ziel ist, dass die Lernenden Fragen stellen können und danach wieder selbstständig an ihren Aufgaben weiterarbeiten. Ich bin froh, dass die Koordination des Angebotes in Romanshorn und Weinfelden und die administrativen Aufgaben über die Fachstelle Gesellschaft der Stadt Romanshorn laufen, welche diesen Auftrag vom Kanton erhalten hat.

Was müssen Lernende mitbringen, um vom Lernatelier profitieren zu können?
In erster Linie müssen sie uns ganz viele Fragen stellen. Sie müssen den Willen haben, zu lernen und den Wunsch, weiterzukommen. Es ist auch wichtig, dass sie zuverlässig sind und regelmässig erscheinen.


Seit August 2018 bietet das Kompetenzzentrum Integration (KOI) Romanshorn zusammen mit einem Mentorenteam eine Aufgabenhilfe für Geflüchtete mit Wohnsitz im Kanton Thurgau, die eine Berufslehre (EBA oder EFZ) begonnen haben. Das Angebot findet in Romanshorn und Weinfelden jeweils am Samstagmorgen statt.

Dadurch sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, um eine nachhaltige Integration in den ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Die Fachstelle Integration des Thurgauer Migrationsamtes unterstützt dieses Angebot finanziell; Berufsschulen, Arbeitgeber und Berufsverbände unterstützen das Ziel ideell
(www.migrationsamt.tg.ch).

Ziele
– Lernende lösen regelmässig die Hausaufgaben in einer ruhigen Umgebung
– Lernende vernetzen sich untereinander und spornen sich gegenseitig an
– Lernende schaffen auch im schulischen Bereich den Einstieg ins Berufsleben
– Erfolgreiche und langfristige Integration in den ersten Arbeitsmarkt
– Entlastung der Lehrmeister, Betreuungsinstitutionen, Sozialämter in  schulischen Belangen
– Aufgabenhilfe, nicht Nachhilfeunterricht (hilf mir, es selber zu tun.)

Mitarbeit im Lernatelier
– Interesse an Menschen aus verschiedenen Kulturen
– breites Allgemeinwissen und eine schnelle Auffassungsgabe sind von Vorteil
– Studierende oder Berufslehrabsolventen, aber auch erfahrene Berufsleute

Interessierte Personen können sich gerne bei der Fachstelle Gesellschaft der
Stadt Romanshorn melden:
[email protected]
058 346 83 64, Marian Brenner

Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote